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Willkommen im Backstage Bereich.


Auch wenn ich mich hier an die Kolleginnen und Kollegen wende, die selbst als Interim-Manager arbeiten - oder es in Erwägung ziehen - , seien Sie auch herzlich willkommen wenn Sie nicht zu diesem Kreis zählen. 

Ich teile hier meine Erfahrungen und Ansichten in der Hoffnung, dass sie anderen nützlich sind. Das was Sie hier lesen ist dementsprechend meine subjektive Sichtweise. Ich wünsche Ihnen spannende Lektüre!

Falls Sie ein Feedback geben möchten: ich werde meine Blog-Artikel auch über mein LinkedIn Profil https://www.linkedin.com/in/wolfgangkuhl/ teilen.


 

Wie komme ich in Kontakt mit potenziellen Kunden, was sind mögliche Kanäle und wie bekomme ich Zugang dazu?

LinkedIn, Xing & Co

Für mich sind dies perfekte Plattformen, um mein CV online zu präsentieren. Genauso, wie Sie keine Visitenkarten mit Kaffee-Flecken verteilen würden, sollten diese Online-CVs in Schuss sein. Halten Sie die Daten à Jour, nutzen Sie die Möglichkeiten für Endorcements und Recommendations, sorgen Sie dafür, dass die Daten synchron zu Ihrem CV sind. Kurz: regelmäßiges Housekeeping. Dazu gehört auch, auf Nachrichten schnell zu reagieren, Ihre Wertschätzung für Posts anderer durch ein Like oder durch Teilen zu bekunden (Ihnen wird dann sicher auch mal jemand einen Stein in den Garten werfen) und hin und wieder selbst mal etwas zu posten. Dabei sollte es nicht immer nur um Selbstvermarktung gehen, das macht Sie uninteressant für Follower.

Noch ein Gedanke zu Xing: Eine große Anzahl von Mitgliedern hat dieser Plattform den Rücken gekehrt und ist nur noch auf LinkedIn. Viele Provider und Recruiter sind aber nach wie vor aktiv auf Xing, deshalb ist Xing für mich immer noch ein Muss für Interim Manager.

Die eigene Internet-Seite

Um es vorweg zu nehmen: Ich glaube, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass Sie durch eine eigene Internetseite einen Kunden gewinnen werden. Aber durch das Drucken von Visitenkarten werden Sie auch keinen Kunden gewinnen. Trotzdem hilft es dem Vermarktungsprozess. Viele Ansprechpartner gehen schon während des ersten Kontaktes online und checken die Internetpräsenz. Ich mache das genauso; wenn mich eine Firma anruft, die ich noch nicht kenne, gehe ich meistens noch während des Telefonats auf deren Internetseite und was ich dort sehe wird dann automatisch Bestandteil des "Ersten Eindrucks". 

Wenn ich auf die Seite eines Interim Managers gehe, möchte ich möglichst schnell einen authentischen Eindruck davon bekommen, worin das Angebot besteht. Wofür steht der Mann oder die Frau? Nutzen Sie das für sich indem Sie Bilder von sich und keine Stock Fotos zeigen. Nutzen Sie die kurze Aufmerksamkeitsspanne, die Ihnen der Leser gewährt, für relevante Aussagen. Wenn Sie den Text für ausgezeichnet halten, muss das der potenzielle Interessent nicht genauso sehen: der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Streichen Sie großzügig Textpassagen, die keine relevanten oder zusätzlichen Informationen enthalten. Nach meiner persönlichen Meinung sollten Sie das Singular benutzen, wenn Sie über sich selbst sprechen. Also nicht: "Wir stehen für kompromisslose Dienstleistungsmentalität" sondern "Ich stehe für kompromisslose Dienstleistungsmentalität". Andernfalls klingt das für mich immer ein Bisschen so, als wenn man mehr scheinen möchte als man ist. 

Überlegen Sie es sich zwei mal, ob Sie einen Blog integrieren möchten. Es sieht nicht sehr professionell aus, wenn man einen Blog hat, der nur aus fünf Beiträgen besteht, von denen der neueste vier Jahre alt ist. Wenn Sie Bloggen, sorgen Sie dafür, dass Sie genug Artikel in der Pipeline haben. Es spricht nichts dagegen, bereits zehn Artikel fertig zu haben, bevor man den ersten Veröffentlicht. 

Leider gibt es mittlerweile schon eine Reihe von Abmahntatbeständen (fehlendes Impressum, fehlende Datenschutzerklärung, nicht DSGVO konforme Nutzung von Google Fonts etc.). Haben Sie diese Punkte auf Ihrer Checkliste, wenn Sie eine Internetseite kreieren, Informationen dazu finden sich über die einschlägigen Suchmaschinen.

Verbände, Portale, Provider

Die DDIM engagiert sich für die öffentliche Anerkennung des Berufsstandes und das beständige Wachstum der Interim Management Branche [Quelle: https://ddim.de/ddim/ueber-uns/aufgaben-und-ziele/]. Hier gibt es zum einen ein Mitgliederverzeichnis mit fast 500 Interim Managern. Zum anderen gibt es eine Liste von mehr als 20 Providern (https://ddim.de/ddim/partner-und-kooperationen/assoziierte-provider/). Provider spielen eine wichtige Rolle im Interim Manager Marktgeschehen, da die wenigsten Mandate direkt zwischen den Unternehmen und den Interim Managern selbst zu Stande kommen. Es ist also wichtig diese Provider zu kennen und noch wichtiger, dass die Provider Sie kennen. Dazu bieten viele Provider eigene Portale, auf denen Sie sich registrieren können. Zumindest aber gibt es eine E-Mail Adresse, bei der Sie sich um Aufnahme in den Manager-Pool bewerben können. Auf den Portalen kann man meistens auch seine Daten updaten und seinen eigenen Status beim Provider einsehen, z.B. ob man akkreditiert wurde. Manchmal gibt es auch eine Funktionalität um sich direkt auf Mandate bewerben zu können. Einige Provider fordern die Nutzung eines Profil Template, dorthin muss man dann die Daten aus dem eigenen CV übertragen. Eine leicht sinntötende Aufgabe, sollte man aber tun, wenn es gefordert wird. Neben dem DDIM gibt es noch den AIMP als Verband von Providern, wenn ich mich nicht täusche ist die Anzahl der Mitglieder (https://www.aimp.de/zum-aimp/mitglieder/) dort aber in den letzten Jahren geschrumpft.

Ich persönlich bin bei folgenden Providern im Manager Pool:

https://acalpha-interim-experten.de/ https://www.eim.com/ https://mr-buchner.de/
https://www.atreus.de/ https://www.gointerim.com/ https://www.michaelpage.de/
https://aurum-interim.de/ https://www.gronova.com/ https://www.nextlevelconsulting.com/
https://www.bavaria-interim.com/ https://www.hays.de/ https://www.rau-interim.de/
https://www.berndtsoninterim.de/ https://www.ims-interim.com/ http://www.remplus.de/rem-plus-gmbh.html
https://www.boyden.com/ https://www.insaei.com/ https://www.rkmanagement.at/
https://www.bridge-imp.com/ https://www.interim-profis.com/ https://www.roberthalf.com/
https://www.comatch.com/ https://www.interimit.de/ https://www.solcom.de/
https://www.crowdconsultants.com/ https://www.interim-management.de/ https://www.taskforce.net/
https://www.deutscheinterim.com/ https://www.interim-x.com/ https://www.tmk.de/
https://division-one.com/ https://www.managementangels.com/ https://www.top50interim.com/de/

Falls Ihnen diese Liste zu lang vorkommt: die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelner Provider jemanden mit Ihrem Profil just in in dem Augenblick sucht, wo Sie auf der Suche nach einem neuen Mandat sind, ist nicht besonders hoch. Bei 30 Providern ist diese Wahrscheinlichkeit deutlich höher. Wenn Sie bei einer größeren Anzahl von Providern gelistet sind, steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass Sie das gleiche Mandat von mehreren Providern angetragen bekommen. Manchmal ist das nicht sofort erkennbar, da viele Provider im Erstgespräch noch keine Details offenbaren. Wenn aber offensichtlich wird, dass Sie das selbe Mandat mit unterschiedlichen Providern diskutiert haben, ist es eine Frage der eigenen Integrität, nur noch mit dem Provider zu verhandeln, der Ihnen das Mandat als erster angetragen hat. Vor unsauberen Tricks, wie zu versuchen, den eigenen Tagessatz zu maximieren indem man über mehrere Provider ins Rennen geht, oder einen Provider zu umgehen, während man noch in Verhandlungen mit ihm steht, kann ich eigentlich nur warnen. Die Branche verzeiht vieles, unfaires Ausnutzen eines Vertrauensverhältnisses gehört nicht dazu.

Zur Fairness gehört es auch, Providern, denen man die eigene Verfügbarkeit signalisiert hat, unverzüglich mitzuteilen, wenn man in ein neues Mandat eingetreten ist. Generell sollten Sie regelmäßig Kontakt zu Ihren Providern halten, z.B. indem Sie Ihr Profil updaten, Ihren Verfügbarkeitsstatus mitteilen, pro-aktiv selbst nach Angeboten fragen etc. Tun Sie etwas, damit Sie immer wieder oben auf dem Stapel des Providers zu liegen kommen.

Das eigene Netzwerk

Als direkter Vertriebskanal spielt das eigene Netzwerk für die meisten Interim Manager zwar keine große Rolle, aber (erstens) kommen über diesen Weg auch manchmal Verträge zustande und (zweitens) je besser Sie vernetzt sind desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bereits interne Fürsprecher bei einem potenziellen Bedarfsträger haben.

Dass ein gute Vernetzung generell hilfreich im Berufsleben ist, braucht wahrscheinlich keine gesonderte Erwähnung. 

Also: Stay In Touch!

 

Von einigen hörte ich: "Du bist verrückt. Du opferst einen gutbezahlten, sicheren Job in der Pharma-Industrie!". 

Ich glaube, dass hinter solchen "Argumenten" manchmal das Unbehagen steht, in der eigenen Komfort-Zone herausgefordert zu werden. Wer lange genug im Berufsleben steht weiß, dass es so etwas wie einen sicheren Job gar nicht gibt, wir reden es uns aber manchmal gerne ein. Ich gebe zu, dass es Arbeitsverhältnisse gibt, die volatiler als andere sind, aber keines ist zu 100% sicher.

Beim Risk Management der eigenen Existenzplanung geht es also nicht um das Gegenüberstellen von Heile-Welt-Szenarien mit romantischen Utopien, sondern um das abwägen von Fakten. Dort, wo man die Fakten nicht hat, schätzt man so genau es geht.

Einschub: Ich höre jetzt vor meinem geistigen Ohr einige sagen: "Schätzen! Das geht ja gar nicht. Alles muss fakten-basiert sein.". Sorry, das ist ein Irrtum. Wenn wir alle Fakten hätten, bräuchten wir kein Risk-Management mehr. Entscheidungen auch nicht. Dann wär ja eh schon alles klar. Entscheidungsfreude ist für mich das Vertrauen darauf, fehlende Fakten möglichst gut durch eigene Einschätzungen ersetzen zu können und den Mut, diese Entscheidungen ohne Zögern und Zaudern zur Umsetzung zu bringen. 

Stößt man auf nennenswerte Risiken, ist die Frage, wie man die Eintrittswahrscheinlichkeit oder die Folgen dieses Risikos mindern kann (Mitigation).

Genug der Vorrede. Folgende Risiken bzw. Risikofaktoren halte ich für relevant wenn man das Abenteuer Interim Manager angeht:

Finanzielle Tragfähigkeit

Ist der angestrebte Umsatz (siehe Business Case) höher als die Kosten (Lebenshaltung + Betriebsausgaben + Abgaben) ist die finanzielle Tragfähigkeit rechnerisch gegeben. Das Risiko ist hier ganz offensichtlich, dass ich meinen angestrebten Umsatz nicht erreiche. Gerade in der Anfangszeit ist das nicht so unwahrscheinlich. Ein befreundeter Unternehmer gab mir folgenden Rat: 

Starte deine Selbständigkeit erst dann, wenn du genügend Rücklagen hast, um eine Durststrecke von sechs Monaten zu überbrücken. Diese Rücklagen sollten auch mindestens ein unvorhersehbares Ereignis wie ein nicht versicherter Schaden am Auto oder am Haus berücksichtigen. 

Soziale Tragfähigkeit

Uns nahe stehende Menschen wollen uns ermutigen und uns helfen, unseren Traum zu leben. Deshalb neigen sie dazu, uns positive Rückmeldungen zu geben, wenn wir von unseren Plänen erzählen. Seien Sie hier hartnäckig, bohren Sie nach. Fragen Sie z.B. Ihren Partner: "Warum findest du das eine gute Idee? Wie fühlst du dich dabei?". 

Ich habe mit einer ganze Anzahl von befreundeten Menschen regelrechte Interviews zu meiner geplanten Selbständigkeit geführt und um ehrliches Feedback gebeten. Zum einen hat sich dabei das Profil der Geschäftsidee geschärft, weil sie bei jedem Gespräch auf dem Prüfstand war. Zum anderen habe ich das Signal bekommen: Wir unterstützen dich bei deinem Vorhaben (siehe Artikel Ramp Up). 

Zu wissen, dass ich bei einem Fehlversuch nicht mit Kopfschütteln sondern Verständnis und Unterstützung aus meinem sozialen Umfeld rechnen kann, war und ist eine der wichtigsten Risiko Mitigationen für mich.

Altersvorsorge

Ich bin kein Vermögensberater, deshalb kann ich hier nur wiedergeben, was ich getan habe.

Vor dem Start meiner Selbständigkeit habe ich einen Beratungstermin mit der Rentenversicherung gemacht (z.B. über 0800 1000 4800). Das hat sich schon allein deshalb gelohnt, weil ich mit dem Berater direkt einige Lücken in meinem Versicherungsverlauf schließen konnte. Aufgrund der Beratung habe ich beschlossen, in der Rentenversicherung zu bleiben. Ich habe mich dabei für den halben Regelbeitrag für die ersten drei Jahre entschieden, das waren knapp 300 €. Zusätzlich zur Beratung fand ich die Broschüre Selbständig – wie die Rentenversicherung Sie schützt hilfreich.

Das andere Standbein heißt Rürup. Im Gegensatz zu Riester auch verfügbar für Selbständige, die nicht mehr in der gesetzlichen Rente sind. Die Prämien können – in einem steigenden Prozentsatz und der Höhe nach begrenzt – nach § 10 Abs. 1 Nr. 2 b) EStG als Sonderausgaben vom Gesamtbetrag der Einkünfte abgezogen werden. Der anrechenbare Prozentsatz beträgt 2023 100 %. 2023 ergibt sich ein Höchstbetrag von 26.528 Euro pro Jahr (bei Verheirateten: 53.056 Euro) [Quelle: Wikipedia]. Gemäß der Empfehlung unseres Bankers ist der Rürup Vertrag auf meine Frau abgeschlossen. Wir bezahlen monatlich einen festen Betrag ein. Wenn am Ende des Jahres noch ein Plus auf dem Geschäftskonto ist, können wir noch flexibel was oben drauf legen.

Riester: wir bezahlen den Mindestbetrag ein, um die Förderung zu bekommen.

Langzeiterkrankungen / Arbeitsunfähigkeit / Berufsunfähigkeit

Auch hier gilt wieder: ich bin kein Versicherungsmakler, aber ich kann beschreiben, was ich getan habe.

Ich bin freiwillig bei der gesetzlichen Krankenkasse versichert, dort ist es so, dass Ausfälle durch Krankheit ganz, teilweise oder gar nicht abgesichert werden können - mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Beiträge. Wenn Sie in einer Festanstellung arbeitsunfähig erkranken bezahlt Ihr Arbeitgeber im Normalfall Ihr Gehalt für sechs Wochen weiter. Nach den sechs Wochen würde in der Festanstellung das Krankengeld greifen: Die Höhe des Krankengelds ist gesetzlich vorgeschrieben: Es beträgt 70 Prozent des Bruttoverdienstes, aber nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes (§ 47 SGB V). [Quelle: Finanztip.de]. Ich hätte bei meiner Krankenkasse beides versichern können, ich habe aber aus Kostenabwägungen nur die Krankengeld Option gezogen. Dafür muss ich aber mindestens immer so viele Rücklagen haben, um notfalls sechs Wochen überbrücken zu können.

Im Falle einer Arbeitsunfähigkeit kommt die Rente wegen Erwerbsminderung zum Tragen - soweit man noch in der gesetzlichen Rente ist. Im Gegensatz zum Rentenanspruch verfällt der Anspruch auf Erwerbsminderungsrente nach 2 Jahren. Arbeitsunfähig muss man hier sehr wörtlich nehmen. Wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen kein Interim Manager mehr sein könnten, aber eine andere Arbeit wäre noch möglich, sind Sie nicht Arbeitsunfähig, sondern Berufsunfähig. Die Berufsunfähigkeit können Sie mit einer privaten Versicherung absichern. Da das nicht gerade billig ist, habe ich nur einen Teil meines Einkommens über eine entsprechende Versicherung abgesichert.

Business Cases werden in der Regel für Geldgeber erstellt, um diese vom Produkt, dessen Marktfähigkeit und daraus resultierend insgesamt von der Wirtschaftlichkeit der Idee zu überzeugen. Bei dem hier beschriebenen Business Case sind Sie gleichzeitig der Ersteller und der Adressat. Er dient dazu, Ihre eigene Geschäftsidee auf den Prüfstand zu bringen und Ihnen bei den grundlegenden Weichenstellungen Ihrer Selbständigkeit zu helfen.

Monatliche Kosten Lebenshaltung

Im einfachsten Fall: Summe der Kontoabgänge der letzten zwölf Monate (damit auch alle Einmal-Vorgänge erfasst sind) geteilt durch zwölf. Ich würde empfehlen, diese Summe erst noch um Vorgänge zu bereinigen, die aus Ihrer Sicht nicht zu den Lebenshaltungskosten gehören. Wenn ein Leben ohne Urlaub, Konzertbesuche, Investitionen ins Hobby, Zweitwagen etc. für Sie zur Not machbar ist: streichen.

Monatliche Kosten Betriebsausgaben

Wenn Sie momentan Vergünstigungen wie einen Firmenwagen oder ein Firmenhandy haben, sind das schon mal wichtige Positionen.

Weitere Punkte können sein: Büroausstattung, Steuerberater, Altersvorsorge / Krankenkasse (ab jetzt müssen Sie hier auch den Arbeitgeberanteil tragen), Berufshaftpflicht, Akquise-Aufwand, Beiträge zu Verbänden (gegebenenfalls werden Sie Pflichtmitglied in der IHK), Weiterbildungen.

Angestrebter Umsatz

Umsatz = Preis x Absatz. Für Interim Manager ist die Frage nach dem Absatz (wieviele Tage kann ich mit einem Kunden abrechnen?) manchmal wichtiger als der Preis (wie hoch soll ich meinen Tagessatz ansetzen?). 

In dem Bundesland, in dem ich lebe, kommt man für 2024 bei fünf Arbeitstagen pro Woche auf die theoretische Zahl von 252 Arbeitstagen [Quelle: lohnsteuer-kompakt.de]. Oft gehen Mandate aber nicht über fünf, sondern über vier Arbeitstage pro Woche, ergibt theoretisch 201 Arbeitstage. Abzüglich sechs Wochen für Urlaub / Krankheitstage: 177. Abzüglich vier Wochen für Brückenzeiten zwischen Mandaten: 161 Arbeitstage. Aus Gesprächen mit anderen Interim Managern weiß ich, dass eine normale Jährliche Auslastung zwischen 150 und 200 Tagen liegt. Auslastung meint hier abrechenbare Tage. Inklusive Akquise, Weiterbildung und administrativen Tätigkeiten, Fahrtzeiten etc. kommt man damit schon auf ein normales Arbeitsjahr. 

Und der Tagessatz? Schwierig. Auch wenn ich in meiner Anfangszeit viel Unterstützung von anderen Interim Managern erfahren habe, hier waren die Antworten meistens sehr ausweichend. Nach ein paar Jahren im Dienst kann ich diese Haltung mittlerweile verstehen, der Tagessatz ist wirklich von sehr vielen Faktoren abhängig. Damit wir jetzt hier weiter rechnen können, nehme ich einfach mal einen Tagessatz von 800 € (ohne Spesen).

Beispielrechnung (!!!): Bei den unterstellten 161 verrechenbaren Tagen kämen Sie auf einen Jahresumsatz von 128.800 €. Damit liegt Ihr zu versteuerndes Einkommen (wenn Sie nicht gemeinsam veranlagt sind) im Bereich des Spitzensteuersatzes - je nachdem, wie hoch die Kosten sind, die Sie geltend machen können. Damit wir auch hier weiter rechnen können, machen wir für einen Single die sehr grobe Schätzung, dass Sie 40 T€ Steuern bezahlen müssen. Genauso grob schätzen wir, dass für Altersvorsorge und Krankenversicherung noch mal 20 T€ fällig werden. Damit blieben ca. 68 T€, um die restlichen Betriebsausgaben und Lebenshaltungskosten zu decken. Diese Bespielrechnung ist sehr grob und ungenau, deshalb die (!!!) am Anfang des Absatzes. Aber auch wenn es sich hier nur um eine grobe Schätzung handelt, kann Sie Ihnen trotzdem ein Gefühl dafür geben, ob sich der Weg zum Steuerberater lohnt - um dann eine belastbare Rechnung aufzustellen - oder ob Sie den Traum vom Interim Management lieber aufgeben sollten. 

Das Produkt

Jeder Interim Manager ist anders, arbeitet anders, hat andere Schwerpunkte und passt deshalb auf den einen Job besser als auf den anderen. Was bekommt der Klient, wenn er Sie unter Vertrag nimmt?

Mir fiel es am Anfang sehr, sehr schwer, mein Produkt zu beschreiben. Das lag zum Teil daran, dass ich nur eine oberflächliche Idee hatte. Der Druck, mein Produkt für andere zu beschreiben half mir aber, den Reifegrad meiner Idee zu verbessern. Hier sind weder falsche Bescheidenheit noch Übertreibungen angesagt. Ein CV, das aussagt: "Ich kann alles" landet schnell im Mülleimer. Es gibt aus meiner Sicht kein One-Size-Fits-All Template, aber es gibt bestimmte Dinge, die einen Klienten fast immer interessieren:

  • Branchenerfahrung
  • Führungserfahrung / Führungsstil
  • Fachliche Schwerpunkte
  • Projektliste

Das ist aber höchsten die halbe Miete. Wenn Sie nicht voran kommen, lassen Sie sich von anderen Interim Managern inspirieren: wie sehen deren Profile auf LinkedIn und Xing aus, deren Internetauftritt, deren CV etc.? Gehen Sie auf die Job-Portale der Interim Provider um zu sehen, welche Fragen dort gestellt werden. 

Das Ergebnis dieser Produktbeschreibung schlägt sich dann nieder in Ihrem CV, in Ihrer Internet-Seite und Ihren Online-Profilen, vielleicht noch in einem Muster-Anschreiben. Ein Tipp noch: wenn Sie fertig sind, streichen Sie alles durch, was den Sinn nicht verändert. Freuen Sie sich über jeden Satz und jedes Wort, dass Sie löschen können. Ich versichere Ihnen, dass Sie Ihre Aussagekraft und Lesbarkeit dramatisch erhöhen werden. 

Der Markt

Da jeder Interim Manager anders ist, ist auch der Markt für jeden Interim Manager anders. Je klarer Sie sich über Ihr eigenes Profil (Ihr Produkt) sind, desto klarer lässt sich auch der erreichbare Markt umreißen. Ein paar Beispiele:

Profil 1: "IT Line Manager Infrastructure Mittelstand"

  • +5 Jahre Führungserfahrung
  • Gute Kenntnisse in den Bereichen Network, DataCenter, Voice, AD
  • Nachprüfbare Erfahrung in Betrieb und Instandhaltung von IT Infrastrukturen
  • Gute Englischkenntnisse
  • Festanstellungen und Mandate bei mittelständischen Unternehmen
  • Qualifikation: B.Eng. Elektronik 

Profil 2: "Agile Coach Software Development"

  • 7 Jahre Erfahrung Projektmanagement
  • Gute Kenntnisse in einschlägigen Software-Engineering Systemen (GitHub, MS DevOps, Jira)
  • Track Record von +10 erfolgreich gecoachten Software Projekten
  • Englisch verhandlungssicher
  • Qualifikation: B.Sc. Informatik, Scrum Master, Prince 2 Zertifikat

Profil 3: "CIO / IT Director / VP IT Konzern"

  • 10 Jahre Führungserfahrung CIO / IT Director / VP IT in Unternehmen +5.000 Mitarbeiter
  • Budgetverantwortung >10M€
  • IT-Organisationen bis 300 Mitarbeiter
  • Internationales Umfeld, Auslandserfahrung
  • Qualifikation: M.Sc. BWL

Schon beim Lesen dieser drei fiktiven Profile wird klar, dass der Markt nicht für jeden Interim Manager gleich ist. Profil 3 wäre wahrscheinlich kein guter Match für die Aufgabe Head of Infrastructure. 

Sorgen Sie sich nicht, dass Sie Ihren Markt zu sehr begrenzen, wenn Sie in Ihrem Profil spezifisch sind. Wenn Ihr Profil passgenau zum ausgeschriebenen Job ist, erhöhen Sie Ihre Chancen, angesprochen zu werden.

Die Marktteilnehmer

Die eigentlichen Bedarfsträger in diesem Markt sind die Unternehmen, die einen Interim-Manager brauchen. Der Bedarf kann einfach darin bestehen, eine Vakanz zu überbrücken. Z.B. der Head of Software Development geht für 8 Monate in Elternzeit und es wird ein "Platzhalter" gesucht, dessen Aufgabe im Wesentlichen "Keep The Lights On" ist. Es kann aber auch jemand gesucht werden, der eine Abteilung wieder in ruhiges Fahrwasser manövriert, bevor man die Stelle permanent besetzt. Auslöser können z.B.  Restrukturierungen, Merger oder Krisen in Unternehmen sein. Die Gründe sind vielfältig und wenn Sie neben Ihrer fachlichen Expertise auch Soft Skills wie Leadership, Analytisches Denken und Empathie mitbringen sind Sie für viele dieser Unternehmen interessant. 

Wenn ich eben von "eigentlichen" Bedarfsträgern sprach, hatte ich - neben diesen und den Interim Managern - noch eine dritte Gruppe von Marktteilnehmern im Sinn, die eine wichtige Rolle spielen, die sogenannten Provider. Wie diese drei Marktteilnehmer zusammenspielen beschreibe ich im Artikel "Vermarktung". 

 

Was man schon erledigen kann, bevor die eigentliche Selbständigkeit los geht.

1. Bin ich mir meiner Entscheidung sicher?

100% sicher, dass alles gut geht, kann man nie sein. Aber Sie können prüfen, ob Sie sich gerade leichtfertig und unüberlegt in ein Abenteuer stürzen, oder ob Ihre Entscheidung Substanz hat. Dabei werden Ihnen andere Menschen helfen. Ich benutze hier bewusst nicht den Konjunktiv, weil ich selbst erfahren durfte, wie groß die Bereitschaft unter Geschäftskontakten, Interim Managern, Familie und Freunden war, ein Feedback zu meiner Idee und zu meiner Person zu geben, wenn man einfach mal fragt und das Feedback annimmt. 

Damit dieses Feedback nicht auf einem allgemeinen Level à la "Das schaffst du schon!" oder "Ich hab da kein gutes Bauchgefühl" bleibt, habe ich einen Gesprächsleitfaden für diese Feedback Gespräche entworfen und den, zusammen mit der Bitte um einen Termin, an meine Gesprächspartner geschickt. Fragen aus diesem Gesprächsleitfaden waren z.B.:

  • Wie gut hast du meine Geschäftsidee verstanden (kannst du die Geschäftsidee selbst wiedergeben)?
  • Welche Schwachpunkte hat die Geschäftsidee?
  • Wie siehst du den Markt?
  • Würdest du mir diese Tätigkeit zutrauen, "passt" das zu mir?
  • Würdest du mir einen Auftrag geben, wenn du den Bedarf hättest?
  • Welchen Rat möchtest du mir mit auf den Weg geben?
  • ...

Gerade die erste Frage ist eine Art Nagelprobe für den Reifegrad der eigenen Geschäftsidee. 

2. Steuerberater und Co

Ein Erstgespräch bei einem Steuerberater kann schon Monate vor der Selbständigkeit stattfinden. Hier bekommen Sie Unterstützung bei der Anmeldung des Business', bei der Wahl der Unternehmensform und bei Bedarf auch eine Bewertung der Geschäftsidee. Und: Sie können sehen, ob man zueinander passt. Man braucht Vertrauen zu jemandem, der so tiefe Einblicke erhält.

Der Gang zur Rentenberatung, zum Autohändler und zum Versicherungsmakler bietet sich jetzt auch schon an. Ebenso die Auswahl eines Handy-Vertrags und eines Endgerätes: hier kann man im ersten Jahr schon mehrere tausend Euro versenken, mir reichte ein gebrauchtes iPhone 6 und ein Prepaid Vertrag völlig.

3. Werbung

In der Ramp Up Phase waren hier meine wesentlichen ToDo's:

  • Professionelle Fotos
  • Verfassen meines Lebenslaufs (CV)
  • Beschaffung von Visitenkarten
  • Make over meiner online Profile (Xing, LinkedIn)
  • Bewerbung bei Providern bzw. anlegen von Profilen in deren Portalen

4. Den Übergang planen

Ein Ratschlag, den ich in meinen Feedback Gesprächen bekommen habe: "Plane für den Übergang kein Sabbatical ein, mach gleich weiter." Da ist was Wahres dran. Die Gründung einer Existenz birgt so viele Hürden und Unwägbarkeiten, dass es einem schon Angst machen kann. Wenn man dann auch noch über ein mehrmonatiges Sabbatical die Betriebstemperatur verloren hat, können einem die Anlaufschwierigkeiten unüberwindbar erscheinen. Tipp: wenn Sie gerne ein Sabbatical machen möchten, warten Sie die ersten zwei bis vier Aufträge ab. Wenn Sie wissen, wie der Hase läuft, können Sie die Auszeit viel entspannter genießen. Und auf Kundenseite interessiert es die wenigsten, wie viel Zeit seit Ihrem letzten Mandat vergangen ist und was Sie in dieser Zeit getrieben haben. Trotzdem kann es gut sein, die Zäsur auch durch einen zeitlichen Bruch zu markieren, der sollte eben nur nicht zu lang sein. Bei mir war es so: nach meinem letzten Arbeitstag bin ich für drei Wochen in die Vereinigten Staaten geflogen. Dieser Tripp ist für mich bis heute das Symbol für den Übergang von der Festanstellung in die Selbständigkeit. Danach habe ich direkt jeden Tag acht Stunden gearbeitet, auch wenn ich noch kein Mandat hatte. Im Wesentlichen habe ich das fortgeführt, was ich im Ramp Up begonnen hatte: Akquise, aber jetzt unter meiner offiziellen Flagge. Mehr dazu im Artikel "Vermarktung".

5. Keine verbrannte Erde

Ich verdanke meinem Arbeitgeber aus meiner letzten Festanstellung sehr viel, deshalb fiel es mir leicht, im Guten zu gehen. Aber auch dann, wenn Sie gegenüber Ihrem jetzigen Arbeitgeber keine positiven Emotionen hegen: hinterlassen Sie keine verbrannte Erde, das nützt niemandem. Das gilt übrigens auch für alle Mandate, die Sie als Interim Manager bearbeiten werden. Sorgen Sie für einen umfassenden Knowledge Transfer, machen Sie eine gute Übergabe, weisen Sie Ihren Arbeitgeber frühzeitig auf Lücken hin, die durch Ihren Weggang entstehen könnten und helfen Sie, diese Lücken zu schließen. Zeigen Sie Ihre Integrität, indem Sie nicht schlecht über Ihren Arbeitgeber bei Kunden oder Kollegen reden. 

 

 

 

In dieser Mini-Serie beschreibe ich, wie mein Weg zum Interim Manager ausgesehen hat. Ich gebe das weiter, was ich am Anfang meines Weges selbst bekommen habe: Ratschläge von anderen Interim Managern. Einige von diesen Ratschlägen habe ich mir zu Herzen genommen, anderen konnte ich nicht viel abgewinnen. Lesen Sie diese Mini-Serie genauso: Lassen Sie alles auf sich wirken, fühlen Sie sich aber eingeladen, alles in den Wind zu schlagen, was nicht eine Saite in Ihnen zum Schwingen bringt. Glauben Sie auch nicht alles, was Sie lesen, weil (erstens) vieles davon meine persönliche Meinung / Wahrnehmung ist und Sie das ja ganz anders sehen können und (zweitens) ich mich ja auch mal irren kann 😉.  

Als Teaser hier schon mal die Themen der Blog-Artikel:

Ramp Up

Ich habe meine Entscheidung zur Selbständigkeit schon fast ein Jahr vor dem eigentlichen Beginn derselben getroffen. Lesen Sie, wie ich diesen komfortablen Vorlauf nutzte, um maximal gut vorbereitet in meinen neuen Job zu gehen.

Business Case

Keine Rocket Sience, eher eine Frage des strukturierten Vorgehens: wie ermittle ich, ob mein Produkt "fliegen" wird?

Risk Management

Ein HR Manager sagte mal zu mir: Planen ist das Ersetzen der Unwissenheit durch Irrtum. Das selbe denken viele über Risk Management. Ich sehe das anders. Sicher, Planung ist immer fehlerbehaftet, aber lieber eine fehlerbehaftete Planung als gar keine. Das gleiche gilt für Risk Management (und Entscheidungen, Budgets, Strategie-Entwicklung u.s.w.). Lesen Sie hier, wie ich meine Risiken analysiert und mitigiert habe.

Vermarktung

Welche Kanäle kann ich nutzen, um mein "Produkt" zu vermarkten und was muss ich dabei beachten? Versprochen: nichts über Vertriebstrichter oder Lead-Generierung, sondern effektive, einfach umzusetzende Maßnahmen für Interim Manager.

Wie es weiter geht

Ich werde die Blog-Artikel auch über meinen LinkedIn Account https://www.linkedin.com/in/wolfgangkuhl/ teilen, posten Sie Ihre Anregungen und Ergänzungen gerne dort in den Kommentaren. 

Die Artikel werden ab September 2023 im Abstand von 1-3 Wochen gepostet, haben Sie also noch Geduld, falls noch nicht alle Artikel online sind.

 

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