Was man schon erledigen kann, bevor die eigentliche Selbständigkeit los geht.
1. Bin ich mir meiner Entscheidung sicher?
100% sicher, dass alles gut geht, kann man nie sein. Aber Sie können prüfen, ob Sie sich gerade leichtfertig und unüberlegt in ein Abenteuer stürzen, oder ob Ihre Entscheidung Substanz hat. Dabei werden Ihnen andere Menschen helfen. Ich benutze hier bewusst nicht den Konjunktiv, weil ich selbst erfahren durfte, wie groß die Bereitschaft unter Geschäftskontakten, Interim Managern, Familie und Freunden war, ein Feedback zu meiner Idee und zu meiner Person zu geben, wenn man einfach mal fragt und das Feedback annimmt.
Damit dieses Feedback nicht auf einem allgemeinen Level à la "Das schaffst du schon!" oder "Ich hab da kein gutes Bauchgefühl" bleibt, habe ich einen Gesprächsleitfaden für diese Feedback Gespräche entworfen und den, zusammen mit der Bitte um einen Termin, an meine Gesprächspartner geschickt. Fragen aus diesem Gesprächsleitfaden waren z.B.:
- Wie gut hast du meine Geschäftsidee verstanden (kannst du die Geschäftsidee selbst wiedergeben)?
- Welche Schwachpunkte hat die Geschäftsidee?
- Wie siehst du den Markt?
- Würdest du mir diese Tätigkeit zutrauen, "passt" das zu mir?
- Würdest du mir einen Auftrag geben, wenn du den Bedarf hättest?
- Welchen Rat möchtest du mir mit auf den Weg geben?
- ...
Gerade die erste Frage ist eine Art Nagelprobe für den Reifegrad der eigenen Geschäftsidee.
2. Steuerberater und Co
Ein Erstgespräch bei einem Steuerberater kann schon Monate vor der Selbständigkeit stattfinden. Hier bekommen Sie Unterstützung bei der Anmeldung des Business', bei der Wahl der Unternehmensform und bei Bedarf auch eine Bewertung der Geschäftsidee. Und: Sie können sehen, ob man zueinander passt. Man braucht Vertrauen zu jemandem, der so tiefe Einblicke erhält.
Der Gang zur Rentenberatung, zum Autohändler und zum Versicherungsmakler bietet sich jetzt auch schon an. Ebenso die Auswahl eines Handy-Vertrags und eines Endgerätes: hier kann man im ersten Jahr schon mehrere tausend Euro versenken, mir reichte ein gebrauchtes iPhone 6 und ein Prepaid Vertrag völlig.
3. Werbung
In der Ramp Up Phase waren hier meine wesentlichen ToDo's:
- Professionelle Fotos
- Verfassen meines Lebenslaufs (CV)
- Beschaffung von Visitenkarten
- Make over meiner online Profile (Xing, LinkedIn)
- Bewerbung bei Providern bzw. anlegen von Profilen in deren Portalen
4. Den Übergang planen
Ein Ratschlag, den ich in meinen Feedback Gesprächen bekommen habe: "Plane für den Übergang kein Sabbatical ein, mach gleich weiter." Da ist was Wahres dran. Die Gründung einer Existenz birgt so viele Hürden und Unwägbarkeiten, dass es einem schon Angst machen kann. Wenn man dann auch noch über ein mehrmonatiges Sabbatical die Betriebstemperatur verloren hat, können einem die Anlaufschwierigkeiten unüberwindbar erscheinen. Tipp: wenn Sie gerne ein Sabbatical machen möchten, warten Sie die ersten zwei bis vier Aufträge ab. Wenn Sie wissen, wie der Hase läuft, können Sie die Auszeit viel entspannter genießen. Und auf Kundenseite interessiert es die wenigsten, wie viel Zeit seit Ihrem letzten Mandat vergangen ist und was Sie in dieser Zeit getrieben haben. Trotzdem kann es gut sein, die Zäsur auch durch einen zeitlichen Bruch zu markieren, der sollte eben nur nicht zu lang sein. Bei mir war es so: nach meinem letzten Arbeitstag bin ich für drei Wochen in die Vereinigten Staaten geflogen. Dieser Tripp ist für mich bis heute das Symbol für den Übergang von der Festanstellung in die Selbständigkeit. Danach habe ich direkt jeden Tag acht Stunden gearbeitet, auch wenn ich noch kein Mandat hatte. Im Wesentlichen habe ich das fortgeführt, was ich im Ramp Up begonnen hatte: Akquise, aber jetzt unter meiner offiziellen Flagge. Mehr dazu im Artikel "Vermarktung".
5. Keine verbrannte Erde
Ich verdanke meinem Arbeitgeber aus meiner letzten Festanstellung sehr viel, deshalb fiel es mir leicht, im Guten zu gehen. Aber auch dann, wenn Sie gegenüber Ihrem jetzigen Arbeitgeber keine positiven Emotionen hegen: hinterlassen Sie keine verbrannte Erde, das nützt niemandem. Das gilt übrigens auch für alle Mandate, die Sie als Interim Manager bearbeiten werden. Sorgen Sie für einen umfassenden Knowledge Transfer, machen Sie eine gute Übergabe, weisen Sie Ihren Arbeitgeber frühzeitig auf Lücken hin, die durch Ihren Weggang entstehen könnten und helfen Sie, diese Lücken zu schließen. Zeigen Sie Ihre Integrität, indem Sie nicht schlecht über Ihren Arbeitgeber bei Kunden oder Kollegen reden.